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- Geschrieben von Stefan Häuser
Einer der mächtigsten Sender der Wehrmacht war der 100 Watt Sender S11375 (LS 100/108 und auch bekannt als 100 W.S. 24b-108) , welcher von der Firma Lorenz im Jahre 1934 entwickelt wurde.
Dieser, zwischen 35 und 42 Kilo schwere "Brocken" war in der Tat eines der Prunkstücke der mobilen Sendegeräte!

Bei A1 Betrieb reichte die Sendeleistung satte 200 Kilometer weit und im Fahrbetrieb lag die Reichweite noch problemlos zwischen 50 bis 100 Kilometern!
Kein Wunder also, dass dieser Sender sehr breit gefächert in den mobilen Funktrupps eingesetzt wurde!
Der Frequenzbereich ging von 200 bis zu 1200 kHz. Er wurde in 4 Teilbereiche geteilt:
- Rot: 200 - 310 kHz
- Grün: 310 - 490 kHz
- Blau: 490 - 770 kHz
- Gelb: 770 - 1200 kHz
Er war direkt auf diese Frequenzen geeicht.
Stromquellen
Zum Betrieb des 100 Watt Senders (LS 100/108) waren zwei Stromquellen notwendig!
Einmal eine 1000 Volt Hochspannung und einmal eine 12V Niederspannung.
Im stationären Betrieb wurde als der Stromquelle stets der Kleinmaschinensatz C1 genutzt. Er lieferte die 1000 Volt Hochspannung sowie die 12V Niederspannung, also beides.
Aber der 100 Watt Sender wurde sehr häufig gerade im fahrenden Betrieb genutzt. Hierzu musste das KFZ über eine Lichtmaschine von mindestens 600 Watt verfügen. Dazu musste noch der Umformersatz U100 genutzt werden, welcher aus der Spannung der Lichtmaschine die nötige Hochspannung erzeugte.
Den Betriebsstrom für den Umformersatz U100 und die Niederpannung lieferte der 12 Volt Akkumulator des KFZ durch Direkteinspeisung.
Im Notfall war es auch möglich den 100 Watt Sender mit dem Kleinmaschinensatz A oder dem Umformersatz U20 zu betreiben. Hierbei musste man dann jedoch Leistungseinbußen in Kauf nehmen, da diese beiden Geräte nicht mehr als 800 Volt Hochspannung zur Verfügung stellen konnten. Die Leistung lag somit "nur noch" bei rund 75% der eigentlichen Reichweite.
Aufbau des Senders
Der Grundaufbau des 100 Watt Senders (LS 100/108) bestand aus drei Baugruppen:
- Steuer- und Leistungsstufe rechts oben
- Antennenkreisteil links oben
- Unterteil mit Gleichstrom- und Niederfrequenzbauelementen
Durch die Aufteilung in Frequenzbereiche konnte durch einfaches "Umschnappen" des Steuersender-Grobschalters der entsprechende Frequenzbereich eingesetellt werden. Danach wurde die Feineinstellung innerhalb des gewählten Frequenzbereichs mit dem Stellrad vorgenommen. Die entsprechend ausgewählte Frequenz konnte nun mit einem Rad zur Steuersender- Feststellung fixiert werden. (Bauteil links oben).
Der Antennenstufenschalter wurde nun auf den entsprechenden Frequenzbereich gestellt. Auch hier gab es wieder ein Stellrad zur Fixierung. Dieses Stellrad war direkt auf dem Rad zur Antennenstufen- Feineinstellung, welches wiederum auf dem Antennenstufenschalter aufgebracht war. (Bauteil rechts oben)
In den unteren Bauteil wurden die entsprechende Stromquellen angeschlossen, der Heizstrom konnte reguliert werden und die Betriebsart wurde durch einen Drehschnappschalter eingestellt. Selbstverständlich konnten ein Mikrofon oder eine Taste angeschlossen werden.
Röhren im 100 Watt Sender (LS 100/108):
Zum Betrieb des 100 Watt Senders waren drei sehr Leistungsstarke Röhren notwendig:
- 2x RS237
- 1x RS241
Wie man diese Röhrenangaben lesen kann finden Sie hier:
Codierung auf Röhren der Wehrmacht

Grundsätzliche technische Funktionsweise:
Fritz Trenkle hat es in seinem Buch "Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945 - Band 2" (Seite 37 f.f.) sehr gut und einfach beschrieben:
"Die in Dreipunktschaltung mit Variometerabstimmung aufgebaute Schwingstufe (bestückt mit 1x RS 237) steuerte über einen kapazitiven Spannungsteiler die Leistungsstufe (2x RS 237 in Parallelschaltung) an, deren Abstimmvariometer im Gleichlauf mit dem der Steuerstufe angetrieben wurde. Die Antennenspannung wurde zwischen dem 2. Variometer und einem Serienkondensator abgegriffen und mittels eines doppelten und in Schritten schaltbaren Antennenvariometers abgestimmt. Die A1 Tastung erfolgte in der Steuerstufe, die A3 Modulation am Gitter der Leistungsstufe. Als Modulationsverstärker diente eine RS 241."
Um diesen Artikel nicht zu technisch werden zu lassen, werden wir in den nächsten Wochen für die Technikfreunde einen gesonderten Betrag zur technischen Funktionsweise des 100 Watt Senders veröffentlichen.
Schalt- und Aufbaupläne
Die Schaltpläne des 100 Watt Senders finden Sie hier:
100 Watt Sender (LS 100/108) - Montageschaltbild
100 Watt Sender (LS 100/108) - Schaltbilder (Grund-, Telefonie-, Telegrafieschaltbild)
Wo wurde der 100 Watt Sender (LS 100/180) genutzt?
Der 100 Watt Sender war ein typischer Sender für mobile, motorisierte (mot) Nachrichteneinheiten. Die genauen Trupps werden hier aufgezeigt (Achtung, es folgen viele militärische Abkürzungen):
Einsatz fand er in der Regel bei den mittleren Funk Trupps (m. Fu.Fr.b (mot) und b/f (mot), bei mittleren Panzerfunktrupps m.Pz.Fu.Tr b und b/f
Außerdem bei den Funktrupps Fu.Tr.a, den mittleren Funkttrupps m.Fu.Tr. a/f (mot) und den Panzerfunktrupps m.Pz.Fu.Tr. a/f.
In welchen Kraftfahrzeugen der Nachrichteneinheiten wurde er verwendet?
Der im Krieg typische Aufbau war das FU 11 SE 100 mit dem Torn.e.B. (Torn.E.b - Tornisterempfänger Berta).
Das FU 11 SE 100 wurde in den Fahrzeugen Kfz 17, Kfz. 61 und bei Panzereinheiten im Sd. Kfz. (Sonderkraftfahrzeug) 251/3 genutzt.
In Verbindung mit dem Lw.E.a (Lw.E.a - Langwellenempfänger Anton) wurde der 100 Watt Sender (LS 100/108) im Kfz 61 und im Kfz 72 verwendet.
Bis kurz nach Kriegsbeginn wurde der 100 Watt Sender zusammen mit dem Vorgänger des Torn.e.B. genutzt, dem E 445 BS. Zusammen mit dem E 445 BS war der 100 Watt Sender im Kfz 61 in Verwendung.
Noch einmal alle Kfz, welche mit dem 100 Watt Sender ausgestattet wurden:
- Kfz 17
- Kfz 61
- Kfz 72
- Sd.Kfz. 251/3
Der 100 Watt Sender war extrem robust, vielseitig und vor allem Leistungsfähig. Aufgrund dieser Eigenschaften blieb er bis zum Kriegsende treuer und beliebter Begleiter der Nachrichteneinheiten. Der 100 Watt Sender war der insgeheime Stolz der Funktrupps, welcher mit ihm ausgestattet waren. Er war die "Waffe" der Nachrichtentruppe.