- Details
- Written by Stefan Häuser
Ein Blitz auf rotem Hintergrund - Das ist das Logo von nachrichtentruppe.de.
Aber was hat es damit auf sich? Wieso gerade dieses Symbol?

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind das erste Mal das Kriegsalbum meines Großvaters bestaunte.
Was mir hier direkt auffliel war ein Bild meines Großvaters vor seinem Funkbetriebswagen. Direkt neben meinem Großvater stand eine viereckige Fahne mit einem weißen Blitz. Eine Seite weiter: Eine quadratische rote Flagge mit einem "F" drauf.
Selbst viele Interessierte, welche sich mit der Geschichte des zweiten Weltkrieges befassen, kennen leider nicht die Bedeutung dieser Flaggen.
Dabei ist des Rätsels Lösung einfacher als man denken mag, denn bei der Blitz- und der F-Flagge handelte es sich um Wegweiser!
In Frontnähe, aber auch in den rückwärtigen Bereichen war es häufig sehr schwierig zu erkennen, wo sich eine bestimmte Einheit, ein Sammelplatz oder eben auch Funk- oder Fernmeldeeinheiten befanden.
Abhilfe schafften hier logischerweise Schilder oder Wegweiser, welche den Soldaten die Richtung zeigten.
Der Bedarf an Wegweisern war natürlich aufgrund der großen Anzahl unterschiedlicher Einheiten riesig. An Knotenpunkten und Kreuzungen standen daher auch kleine Türme mit unglaublich vielen Schildern. Die Soldaten sprachen hier vom sogenannten "Schilderwald".
Jeder hat schon einmal etwas von taktischen Zeichen gehört. Von diesen Zeichen abgeleitet wurden für Nachrichteneinheiten spezielle Wegweiser angefertigt.
Nachrichteneinheiten waren immens wichtig für den Befehlsweg - Sie waren Knotenpunkte in einem riesigen Kommunikationsnetz. Neben ihrer Tätigkeit als Vermittlung, Beobachtungsstellen und Verarbeitungs-/ Koordinationsknotenpunkt für Befehle standen sie häufig auch zentral für alle umliegenden Einheiten zur Verfügung.
Melder, Einheitsführer, Angehörige anderer Nachrichteneinheiten... An den Fernmelde- und Funkstellen herrschte ständiger Betrieb. Sie waren immer stark frequentiert und stellten die Kommunikationsknotenpunkte auf allen militärischen Organisationsebenen dar.
Siehe hierzu auch Der Befehlsweg im 2. Weltkrieg und die Rolle der Nachrichtentruppe.
Hinzu kam, dass die Nachrichteneinheiten sehr häufig ihren Standort verlagerten. Die Truppennachrichtenverbände waren immer direkt vorne mit dabei, die höheren Nachrichtenabteilungen und Nachrichtenregimenter zogen immer mit ihren Verbänden weiter.
Umso wichtiger war ein einheitliches Zeichen für diese Truppenteile, welches sofort von vorbeifahrenden Truppen erkannt werden konnte und gleichzeitig auf einfache Weise die Richtung anzeigte.
Die Lösung fand man in quadratischen signalroten Flaggen aus beidseitig bedrucktem Stoff, welche leicht transportierbar waren, da sie eingerollt werden konnten.
Zum Aufstellen konnten sie angebunden oder aufgesteckt werden. Hierzu hatten sie eine spezielle Lederschlaufe und Leder-/ Stoffschnüre an beiden Enden, welche an Holzrollen von ca. 2cm Durchmesser befestigt waren. Der Stoff war jeweils in einer länglichen Einkerbung an den Holzrollen verankert.


An der oberen Holzrolle befand sich mittig eine Lederschlaufe zum Knöpfen oder Aufstecken. Rechts und links saßen die Leder-/ Stoffschnüre. An der Unterseite befand sich noch einmal mittig ein Schnurpaar. Die Größe dieser Flaggen konnte variieren. In der Regel waren diese Flaggen aber ca. 40cm x 48cm groß.
Ein Abnahmestempel befand sich fast immer auf der mittigen Lederschlaufe! Ebenso waren hier häufig der Hersteller und das Herstellungsjahr eingestanzt. Sehr selten findet man diese Abnahmen auch auf dem Rundholz oder auf der Flagge direkt.
Diese Nachrichtenflaggen gab es in drei grundlegenden Varianten:
- Die Blitzflagge - Auch Funkflagge genannt. Der Blitz zeigte zur nächstgelegenen Funk-Nachrichteneinheit
- Die F-Flagge - Der Pfeil auf der F-Flagge zeigte zur nächstgelegenen Fernmeldeeinheit
- Die T-Flagge - Eher selten anzutreffen. Hier zeigte der Pfeil zur nächstgelegenen Telegrafeneinheit
Noch einmal zum Verständnis:
Bei der Blitzflagge zeigte der Blitz in Richtung der Funkeinheit. Bei der F- und der T-Flagge zeigte der Pfeil unter dem Buchstaben die Richtung.
Daher waren diese Flaggen ein elementares Element bei der Einrichtung von Funk- und Fernmeldestellen. Auch bei der Verlegung bon Fernmeldekabel wurden diese Flaggen in abgesteckten Etappen aufgestellt.
Wenn mehrere Nachrichteneinheiten in direkter Nähe waren, war es auch üblich die Einheitskennung in Form des Kürzels oder des Wappens auf der Flagge zu vermerken.
In größeren Nachrichteneinheiten selbst wiesen die ausgehängten Nachrichtenflaggen auf den genauen Standort, z.B. eines Funkbetriebsraums hin.
Bei höheren Nachrichteneinheiten wie z.B. einer Korps-Nachrichteneinheit gab es gegebenenfalls außerdem z.B. noch eine Funkflagge für den Funkleiter oder getrennte Funkräume wie z.B. Verbindung zu Stäben oder zu den direkten Fronteinheiten.
Es gab durchaus auch Frontfertigungen solcher Flaggen, daher gibt es hier teils unterschiedlichste Varianten dieser Flaggen.
Wichtig zu wissen ist, dass es sich immer um eine Richtungsangabe zur nächstgelegenen Nachrichteneinheit handelte. Mehr nicht!
In der Bundeswehr waren diese Flaggen auch noch in Benutzung. Heute gibt es hierzu aufgrund von modernen Kommunikations- und Navigationsmittel schlichtweg keinen Bedarf mehr, daher verschwanden diese Wegweiser bereits seit den 1960er Jahren Stück für Stück aus der Bundeswehr.
Die Funkflagge (Blitzflagge) war neben der F-Flagge (Fernsprechflagge) das Symbolbild für die Nachrichteneinheiten und blieb es bis zum Kriegsende.
Für die Hinterbliebenen der Nachrichtentruppe bleibt diese Flagge jedoch ein stolzes Symbol ihrer damaligen Tätigkeit - Einer Tätigkeit, deren Rolle im Krieg bis heute häufig unterschätzt wird.
Ein Symbol, dass auch zum Andenken jener dient, welche in diesem Krieg für falsche Ideale ihr Leben lassen mussten.
Das Logo des Projektes nachrichtentruppe.de ist daher mit Bedacht gewählt und dient genau wie das gesamte Projekt dem Andenken.